Das ewige Leben – Fortsetzung vom „Knochenmann“
Der Knochenmann kam im Jahre 2009 in die Kinos, und obwohl er immer noch unangefochten einer meiner liebsten Filme ist, möchte ich doch die Fortsetzung der Serie nicht außer Acht lassen. Mit „Das ewige Leben“ kam 2015 ein weiterer Brenner-Krimi heraus, wieder mit Hader in der Hauptrolle und Murnberger an der Regie und wieder nach einem packenden Buch von Wolf Haas. Dieses Trio hat seine Brillanz schon längst bewiesen, dennoch geht es in diesem Film noch tiefer in das Genre des film noirs, mit einer ungewohnten Prise Milieu-Studie dabei.
Brenner blickt dieses Mal in seine eigenen Abgründe
In den ersten drei Filmen der Serie rund um den Hauptcharakter Brenner ging es eigentlich kaum um Brenner selbst, sondern eher um externe Probleme – dunkle Geheimnisse von Fremden, kriminelle Machenschaften von Unbekannten. Im vierten Film „Das ewige Leben“ geht es jedoch um nichts Geringeres als um den Brenner selbst. Man erfährt Schritt für Schritt mehr über seine Vergangenheit und Jugend und bekommt somit eine ganz neue Perspektive auf den Privatdetektiv. Und sobald man sich dem Brenner etwas vertrauter fühlt und besser mit ihm sympathisieren kann, wird es brenzlig für ihn und mit steigender Spannung schaut man zu, wie ihn seine Vergangenheit einholt.
Inhaltlich gefüllt mit Melancholie und Hinterfragungen
Brenner ist pleite und kehrt in seine Heimatstadt Graz zurück, wo er das verfallene Haus seines Vaters geerbt hat. Nach und nach trifft er auf alle wichtigen Charaktere aus seiner Jugend, die alle noch da sind: Seine alten Freunde Köck und Aschenbrenner, seine Jugendliebe Maritschi und deren Tochter, die Ärztin Dr. Irrsiegler. Jugendsünden und halb-begrabene Geheimnisse tauchen auf und zwingen den Brenner auf brutale Weise, seine Vergangenheit zu konfrontieren. Eine alte, ausrangierte Polizeipistole, die er auf dem Dachboden seines alten Hauses findet, hat noch zwei weitere identische Geschwister, die eine Verbindung zu einer alten, verdrängten Erinnerung von Brenner herstellen. Die Pistolen sind symbolisch für alle Überbleibsel aus der Vergangenheit, noch offene Rechnungen, die es zu begleichen gilt. Da ich nicht zu viel verraten will, lasse ich nur erahnen, dass seine alten Jugendfreunde und die Pistolen alle zum gleichen Netz der Ereignisse gehören. Um die Vergangenheit endlich zu bewältigen und Frieden zu finden, muss der Brenner ein paar unschöne Wahrheiten enthüllen, unerwartete Beziehungen entdecken und sich auch der eigenen Schuldigkeit stellen.
Geheimnisse und Rätsel in Graz
Da Wien eine solche Perle von einer Stadt ist und Salzburg sich an zweiter Stelle drängt, kommt Graz mit seinem steiermärkischen Flair oft zu kurz. Deshalb bin ich froh, dass dieser Film die Stadt and der Mur etwas mehr ins Rampenlicht schiebt. Graz begeistert mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre, die durch das Können des Kameramannes auch perfekt eingefangen wurde.
Drama für den Anti-Helden
Im Vordergrund steht jedoch natürlich der packende, verwickelte Handlungsstrang dieses Films. Die Zuschauer werden so richtig in das Geschehen hineingezogen, denn der Brenner selbst, mittlerweile ein bekanntes Gesicht, steckt so richtig tief in der Handlung drin. Unvorhergesehene Wendungen halten die Zuschauer auf Trab, genauso wie der Brenner versucht, die Nase vorn zu behalten und schnell genug alle Verbindungen zu sehen und Rätsel zu lösen. Dieser Krimi ist nicht langweilig allein schon deswegen, dass man hier nicht einfach nur fragt „Wer hat es getan?“. Hier geht es vielschichtig zu, der Brenner ist in diesem Film der Serie menschlicher und verletzlicher, gleichzeitig aber auch ehrenhafter und liebenswürdiger als je zuvor.
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